Mit ausnahmslos zufriedenen Gesichtern kehrten die Dorstener Ruderer von der 99. Auflage der Essener Hügelregatta zurück. Nach dem langen Wintertraining und den nationalen Selektionen bei der Deutschen Kleinbootmeisterschaft ging es am vergangenen Wochenende beim ersten internationalen Kräftemessen auf dem Baldeneysee darum, die von den Bundes- und Stützpunkttrainern gesetzten Mittel- und Großboote gegen die nationale und internationale Konkurrenz zu testen.
1.200 Sportler aus 14 Nationen hatten gemeldet, darunter auch fast die gesamte Flotte des Deutschen Ruderverbands.
Charlotte Reinhardt wurde von Frauen-Bundestrainer Marcin Witkowski in zwei verschiedenen Doppelzweierkombinationen und im Doppelvierer getestet. Am Samstag wurde sie zusammen mit Frauke Hundeling (Hannover) Zweite hinter Daniela Schultze (Potsdam) und Frieda Hämmerling (Kiel). Erstaunlich war, dass Olympiasiegerin Annekatrin Thiele (Leipzig), die zusammen mit Juli Richter (Berlin) Ende Mai bei den Europameisterschaften in Racice/CZE starten sollte, in diesem Rennen nur Platz vier belegte. Zusammen mit Frieda Hämmerling stieg Charlotte dann am Sonntag in den Doppelzweier und belegte wiederum den zweiten Rang hinter dem favorisierten Boot aus Leipzig/Berlin. Siegreich war Charlotte schließlich im Frauen-Doppelvierer. Zusammen mit Daniela Schultze, Frieda Hämmerling und Frauke Hundeling setzte sich die 23-jährige Studentin der Humanmedizin erwartungsgemäß gegen zwei U23-Boote des Deutschen Ruderverbands und zwei Boote aus Polen und Tschechien durch. Damit löste Charlotte direkt in ihrer Premierensaison im Skull-Bereich das Ticket zu den Europameisterschaften. Sie wurde von DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock mit der siegreichen Kombination für den Frauen-Doppelvierer nominiert.
Charlotte Reinhardt (2.v.l.)
Ebenfalls bei den Europameisterschaften geht Christopher Reinhardt an den Start. Mit 19 Jahren tritt er in die großen Fußstapfen, die Dirk Balster, Wolfgang Klapheck und Thorsten Streppelhoff in Dorsten hinterlassen haben. Nach WM Bronze mit dem U23-Achter im vergangen Jahr, betritt er nun die "große Bühne" und startet im A-Bereich. Am vergangenen Wochenende testete Bundestrainer Christian Viedt zwei verschiedene Kombinationen im Vierer ohne Steuermann. Besonders schwer wog die Verletzung von Christophers Zweierpartner, Laurits Follert (Krefeld), der aufgrund einer Rippenprellung verletzungsbedingt pausieren musste. Ihn ersetze Finn Schröder (Lübeck), der am Samstag zusammen mit Christopher, Paul Schröder (Potsdam) und Wolf Niclas Schröder (Berlin) gegen das Konkurrenzboot der Renngemeinschaft Frankfurt/Celle/Rheinfelden/Rostock, sowie gegen den Leichtgewichts Vierer ohne Steuermann des Deutschen Ruderverbands antrat. Hierbei ließ das Quartett keine Zweifel an der Nominierung zur EM aufkommen und siegte mit mehr als acht Sekunden Vorsprung deutlich. Am Sonntag tauschte Bundestrainer Viedt die Boote durch. Auch hier siegte Christopher, zusammen mit Finn Schröder, Malte Daberkow (Rostock) und Björn Birkner (Rheinfelden) vor der Kombination aus Frankfurt/Celle/Potsdam/Berlin. Bei den am letzten Maiwochenende stattfindenden Europameisterschaften startet der 2,01 m Senkrechtstarter zusammen mit Finn Schröder, Wolf Niclas Schröder und Paul Gebauer im Vierer ohne Steuermann.
Christopher Reinhardt (2.v.r.)
Für U23-Ruderer Benedikt Müller war die Hügelregatta ebenfalls der erste Härtetest im Mittel- und Großboot. Am Samstag reichte es für den 21-Jährigen zusammen mit Zweierpartner Johannes Rentz (Dortmund), Marcel Teckemeyer und Paul Seiters zum zweiten Platz im U23-Vierer ohne Steuermann, hinter dem vom DRV gesetzten Boot, aber dank einer starken zweiten Rennhälfte vor dem stützpunktinternen Konkurrenzboot der Renngemeinschaft Minden/Düsseldorf/Krefeld.
U23-Bundestrainer Peter Thiede setzte im Rennen am Sonntag dann auch eine reine NRW Mannschaft, bestehend aus Benedikt Müller, Johannes Rentz, Luks Geller (Krefeld) und Daniel Tkaczik (Düsseldorf). Das NRW-Quartett siegte im Endspurt vor der Renngemeinschaft Osnabrück, Hamburg und Lübeck, sowie einem weiteren deutschen Boot und dem Vierer aus Tschechien. Im abschließend stattfindenden Achterrennen reichte es für Benedikt am Ende zu Platz 3, hinter dem Deutschlandachter und dem U23-Achter des Deutschen Ruderverbands, vor den Booten aus Polen und einer norddeutschen Renngemeinschaft.
Benedikt Müller (2.v.r.)
Auf dem Weg zur Nominierung für die U23-Weltmeisterschaften, die Ende Juli in Plovdiv/BUL stattfinden muss Benedikt zusammen mit Zweierpartner Johannes Rentz am kommenden Wochenende (27.05.17 + 28.05.17) nochmal eine DRV-interne U23-Rangliste im Zweier ausfahren, nach der sonntags dann gesetzte Mittel- und Großboote gegeneinander antreten. Die endgültige Nominierung zu den U23-Weltmeisterschaften folgt im Rahmen der Deutschen Meisterschaften Ende Juni.
Ebenfalls für die Europameisterschaften nominiert sind Timo Piontek und Jason Osborne. Timo setzte sich in Essen an beiden Tagen im Männer-Doppelzweier durch und startet in Racice zusammen mit Max Appel (Magdeburg).
Jason Osborne startete auf dem Baldeneysee nicht im Leichtgewichts Männer-Doppelzweier und nahm stattdessen an einer DRV-Selektionsmaßnahme von Bundestrainer Tim Schönberg in Krefeld teil. Hier setzte sich die favorisierte Doppelzweierkombination mit Jason und Lucas Schäfer (Steinmühle) durch. Mit seinem neuen Partner tritt Jason ebenfalls bei den Europameisterschaften in Racice an.
"Nun haben wir Gewissheit und mit den Nominierungen für die EM auch die ersten Schritte Richtung WM gemacht. Für Charly und Christopher freue ich mich riesig, der Zug rollt definitiv in die richtige Richtung. Komplettiert wird das ganze durch Jason und Timo, das ist einfach toll für den Rudersport in Dorsten", sagt RVD-Trainer Sebastian Schmelzer, der zusammen mit Co-Trainer Mark Osborne bei den Finalläufen der Europameisterschaften vor Ort sein wird. |