Ruderverein Dorsten e.V.
Richtungsweisendes Wochenende in Essen - die Nationalmannschaft im Blick - 18.05.2015
Am vergangenen Wochenende fand auf dem Essener Baldeneysee die 98. Internationale Hügelregatta statt. 1334 Ruderer aus 13 Nationen hatten bei dieser Traditionsregatta gemeldet, darunter zahlreiche Nationalmannschaften. Neben fast allen großen europäischen "Rudernationen" gingen Mannschaften aus Argentinien, Ägypten und Kanada an den Start, um sich in der Ruhrmetropole auf die anstehenden Europameisterschaften und Weltcups vorzubereiten. Beim Deutschen Ruderverband standen rund um das Regattawochenende noch zahlreiche Selektionswettkämpfe an, bei denen auch Dorstener Ruderer gefordert waren. Für die Europameisterschaften, die Ende Mai in Posen stattfinden, ist Charlotte Reinhardt nominiert. Nach einer internen Selektion am vergangenen Freitag, wo der erweiterte Kreis des deutschen Frauenachters eine weitere Rangliste im Zweier ohne Steuerfrau austrug, nominierte Bundestrainer Thomas Affeldt am Samstag seine vorläufige Mannschaft, die dann am Sonntag gegen die starken Niederländerinnen bei der Hügelregatta antrat. Die von Beginn an mit langen und druckvollen Schlägen agierenden Niederländerinnen konnten sich Schlag für Schlag vom deutschen Boot absetzten und gewannen klar. Platz zwei ging an den das Team Frauenachter, deutlich vor dem zweiten niederländischen Boot, einem weiteren deutschen und britischen Achter. Damit glückte den Niederländerinnen in Essen die Revanche für die klare Niederlage im B-Finale der Weltmeisterschaften in Amsterdam im vergangenen Jahr. Für Charlotte und das Team Frauenachter steht nun erst einmal die Vorbereitung für die EM in Polen auf dem Programm. "Die letzten Wochen waren nicht einfach. Der Druck der internen Selektion ist besonders für die jungen Sportlerinnen und Sportler immer wieder belastend. Daher sind die Ergebnisse vom Wochenende nicht über zu bewerten", kommentiert der sportliche Leiter der RVD-Ruderer, Sebastian Schmelzer, die Ergebnisse vom Wochenende. Unter Druck stand auch Jason Osborne, der für den Mainzer RV an den Start geht. Der Leichtgewichtsruderer aus Wulfen dominierte mit Partner Moritz Moos im vergangenen Jahr den Leichtgewichts-Doppelzweier auf nationaler Ebene, gewann bei den U23-Weltmeisterschaften Gold und wurde bei der A-WM in Amsterdam guter Fünfter. Die Saisonvorbereitung verlief aufgrund eines langwierigen Infekts nicht optimal, so dass er die vorentscheidenden Kleinbootmeisterschaften vor vier Wochen verpasste. Am Samstag kam es dann im Rahmen der Hügelregatta zum ersten Ausscheidungsrennen gegen die nationale Konkurrenz. Moos/Osborne gegen Steinhübel/Röger lautete das Duell. Bereits nach 500 m hatte sich das Mainzer Boot mit Osborne schon fünf Sekunden abgesetzt und alle anderen Gegner zu Statisten degradiert. Trotz einiger Angriffe von Steinhübel/Röger gelang es diesen Vorsprung ins Ziel zu bringen. Trotz des erneut starken Auftritts von Osborne und Moos lässt sich der Cheftrainer des Deutschen Ruderverbandes noch eine Hintertür bei der Entscheidung offen, welches Boot die deutschen Farben bei der Olympiaqualifikation Ende August vertreten darf. So wie es aussieht, werden beide Doppelzweier beim Weltcup in Varese (19.-21. Juni 2015) antreten und sich gegen die internationale Konkurrenz behaupten müssen. Ebenfalls stark war Timo Piontek unterwegs. Auch er ist der U23 entwachsen und tritt seine erste Saison im Männer-Bereich an. Am Samstag gelang ihm mit dem Leipziger Tim Grohmann ein starker zweiter Platz im Finale, gut eine Bootslänge hinter dem international stark eingeschätzten Doppelzweier aus Argentinien. Und am Sonntag ein dritter Platz im Doppelvierer. Sein Blick richtet sich nun auf die im Herbst in Südkorea stattfindenden Weltmeisterschaften der Studenten. Mit Chancen auf die U23-Weltmeisterschaften, die im Juli im bulgarischen Plovdiv stattfindet, ist weiterhin Lukas Müller. Der U19-Weltmeister von 2011 musste allerdings zunächst einen Rückschlag verkraften. Nach guten Eindrücken mit Trainingspartner Max Wagner (Münster) bei der Kleinbootmeisterschaft in Brandenburg hatte sich Müller für dieses Wochenende viel vorgenommen. Doch eine akute Grippe machte seinen Start bei der U23-Kleinbootüberprüfung auf dem Baldeneysee unmöglich. Und auch im Vierer ohne Steuermann gab es bei der Hügelregatta am Wochenende Höhen und Tiefen. Gute Platzierungen in den Vorläufen und Pech bei Bahnverteilung, so könnte man die Ergebnisse dieser Rennen zusammenfassen. Denn besonders die Bahnverteilung spielt bei den komplizierten Windverhältnissen auf dem Baldeneysee eine entscheidende Rolle. Die Chancen auf die U23-Weltmeisterschaften hängen nun wieder von zwei Faktoren ab: Müllers Auftritt bei der im Juni stattfindenden Nominierungsregatta in Ratzeburg und der Besetzung anderer Großboote des Deutschen Ruderverbands. Plan B hat Müller aber auch bereits in der Tasche: auch er hat sich um einen Bootsplatz bei der Studenten-WM in Südkorea beworben. Für Benedikt Müller, der ebenfalls im Vierer ohne Steuermann und in einem Achter des Bundesstützpunkts Dortmund antrat, kommt eine mögliche WM Teilnahme noch zu früh. Er zeigte, besonders im Achterrennen am Sonntag eine kämpferische Leistung, die allerdings nicht mit einem Sieg belohnt wurde. Er könnte voraussichtlich ein Kandidat für den Achter sein, den das Dortmunder Ruderleistungszentrum in diesem Jahr zur traditionsreichen Henley-Regatta nach England schickt. Somit käme auch er erstmals zu internationalen Ehren. Diese Ehren bekommt aller Voraussicht nach auch Cedric Kulbach. Der Schermbecker hat seine Wurzeln ebenfalls beim RV Dorsten und studiert mittlerweile in Karlsruhe und geht dort für den Karlsruher RV Wiking an den Start. Er zeigte bereits bei der Langstreckenüberprüfung in Leipzig Ende März, wo er mit Platz 5 im Leichtgewichts-Einer nur knapp hinter Jason Osborne landete, dass er ein möglicher Kandidat für die U23-Weltmeisterschaften ist. Auch seine Ergebnisse bei der Kleinbootmeisterschaft in Brandenburg bestätigten den starken Eindruck. Donnerstag musste auch er bei der zweiten Kleinbootüberprüfung der U23-Kader in Essen ran und bestätigte mit Platz vier seine gute Form. Auch die Rennen im U23-Leichtgewichts-Doppelzweier absolvierte er mit seinem Würzburger Trainingspartner mit zwei guten Platzierungen im A-Finale. Seine Nominierung für den U23-Leichtgewichts-Doppelvierer des Deutschen Ruderverbands gilt als Formsache. "Insgesamt freuen mich die Ergebnisse aus Dorstener Sicht. Es zeigt sich, dass wir als kleiner Verein mit viel Einsatz und ehrenamtlicher Arbeit unseren Sportlern eine gute Ausgangsbasis verschaffen können. Was hier derzeit passiert macht uns beim RVD sehr stolz", resümiert der sportliche Leiter, Sebastian Schmelzer, der mit Co-Trainer Mark Osborne vor Ort war, das Geschehen rund um das vergangene Wochenende. Für die Ruderer geht es bereits kommendes Wochenende weiter. Dann findet für die RVD-Junioren in Köln-Fühlingen die Juniorenregatta statt. Fünf Dorstener werden hierbei an den Start gehen. Fotos: Archivbilder RV Dorsten |