Ruderverein Dorsten e.V.
Dorstener Ruderer bei Kleinbootmeisterschaften auf Kurs - 21.04.2015
Am vergangenen Wochenende fand in Brandenburg an der Havel die Deutsche Kleinbootmeisterschaft auf der Regattastrecke am Beetzsee statt. Vor den Augen der Bundestrainer musste Deutschlands gesamte Ruderelite an den Start, um sich dort in einer ersten Standortbestimmung über die 2.000 m Wettkampfdistanz zu messen und in den jeweiligen Kleinbootsklassen eine Rangliste auszufahren. Diese gilt den Bundestrainern bei der Nominierung für die anstehenden internationalen Wettkämpfe als wichtiges Kriterium. Für einen Platz im deutschen Frauenachter bewirbt sich Charlotte Reinhardt. Nach erneut starken Leistungen auf dem Ruderergometer hatte Sie die Frühjahrslangstrecke krankheitsbedingt absagen müssen. Nun stand die 21-jährige Medizinstudentin mit ihrer Partnerin Katrin Reinert ein wenig unter Zugzwang, denn auch die Leistung im Kleinboot spielt bei der Nominierung für das Nationalteam eine Rolle. Den Vorlauf am Freitag meisterten beide aber souverän und qualifizierten sich über einen starken Zwischenlauf am Samstagvormittag für das Halbfinale um die ersten beiden Finals. Bei schwierigen Windbedingungen verpassten beide knapp das Finale der besten sechs Zweier und qualifizierten sich für das B-Finale um die Plätze 6-12. In einem wiederum starken Rennen am Sonntag belegten beide Platz 2 und wurden insgesamt Achte. "Charlotte hatte ein wenig Pech im Halbfinale, obwohl sie eigentlich schnell unterwegs waren. "Ich glaube, dass sie grade rudertechnisch und physisch eine gute Entwicklung genommen hat und dieses bei der Nominierung eine wichtige Rolle spielt", kommentiert RVD-Trainer Sebastian Schmelzer, der zusammen mit Co-Trainer Mark Osborne vor Ort war. Grund zur Hoffnung auf eine Nominierung für die U23-Weltmeisterschaften hat Lukas Müller. Der Juniorenweltmeister von 2011 ist aktuell in seinem letzten U23-Jahr und hat deutliche Fortschritte über den Winter gemacht. Besonders technisch attestiert U23-Bundestrainer Peter Thiede eine gute Entwicklung. Zusammen mit Zweierpartner Max Wagner aus Münster qualifizierte er sich für das C-Finale um die Plätze 12-18. Zwar musste er sich dort einigen erfahrenen Ruderern aus dem A-Bereich geschlagen geben, dennoch steht er als neuntschnellstes Boot der U23 Rangliste auf dem Merkzettel für die U23-WM, die Ende Juli in Plovdiv stattfinden wird. "Lukas muss in den nächsten Lehrgängen und bei der zweiten Kleinbootüberprüfung Anfang Juni in Ratzeburg Gas geben. Dann könnte es klappen" bewertet Schmelzer die WM Chancen von Müller. Sein Bruder Benedikt Müller zeigte sein Können leider ein wenig zu spät. Zusammen mit Zweierpartner Max Niemand (Oberhausen) ging der 19-jährige angeschlagen in den Vorlauf am Freitag. Leider verpassten beide eine gute Ausgangslage für die Zwischenläufe und mussten auch dort der erfahrenen Konkurrenz der Vortritt lassen. Nur für das E-Finale um die Plätze 25-30 qualifiziert starteten beide dann aber ein furioses Rennen und siegten knapp vor der internen Konkurrenz aus dem Bundesstützpunkt Dortmund. Bundestrainer Thiede bescheinigte Benedikt immer wieder gute Ansätze an denen er konsequent weiter arbeiten soll. Auch wenn für ihn der Blick Richtung U23-Weltmeisterschaft ein wenig in die Ferne gerückt ist, darf er hoffen. Der Bundesstützpunkt Dortmund plant für alle Nicht-WM-Teilnehmer eine Teilnahme an der traditionsreichen Henley-Regatta in Großbritannien. Das Maß aller Dinge im Männer Leichtgewichtsbereich war in 2014 Jason Osborne. Der Wulfener, der für den Mainzer RV an den Start geht, musste bei der Kleinbootmeisterschaft allerdings zuschauen. Er kuriert noch eine Grippe aus, die den 20-jährigen gut zwei Wochen Zwangspause verordnete. Große Sorgen um eine internationale Nominierung muss er sich jedoch nicht machen. Durch die starken Eindrücke aus 2014 plant Bundestrainer Robert Sens, der ihn täglich in seiner Mainzer Trainingsgruppe betreut, fest mit ihm. Weiterhin stark im Rennen ist Cedric Kulbach. Ebenso wie Osborne ist er Leichtgewichts-Ruderer und hat seine Wurzeln beim RV Dorsten. Bedingt durch sein Studium lebt er in Karlsruhe und geht dort für den Karlsruher Ruderverein Wiking an den Start. Nach bereits starken Eindrücken bei der DRV-Langstrecke in Leipzig vor drei Wochen präsentierte sich der 21-jährige Student auch in Brandenburg bärenstark und belegte nach einem fünften Platz im B-Finale einen fünften Platz in der U23-Wertung. An eine mögliche Nominierung zur U23-WM möchte Kulbach allerdings nicht denken. "Er konzentriert sich derzeit voll auf seine anstehende Bachelorarbeit. Alles andere wird man sehen" - so Sebastian Schmelzer über die Chancen seines ehemaligen Schützlings. Bei den Schwergewichtsskullern hat Timo Piontek, der für den Koblenzer RC Rhenania an den Start ging, derzeit einen schweren Stand. Er ist der U23-Altersklasse, in der er große Erfolge feierte, entwachsen und behauptet sich nun im umkämpften Feld der A-Männer. Er hatte im Vorlauf und Viertelfinale zwei "Hammerlose" erwischt und qualifizierte sich letztendlich für das C-Finale um die Plätze 12-18. Hier belegte er Rang 2. Mit Malte Tewes, Christopher Reinhardt und Carolin Doerfler gingen im Rahmen der Deutschen Kleinbootmeisterschaft die derzeit aussichtsreichsten Dorstener Juniorenruderer bei den Leistungsüberprüfungen der Junioren an den Start. Unter den Augen der Landestrainer und Bundestrainerin Brigitte Bielig wurde ebenfalls eine Rangliste ausgefahren, die erste Anhaltspunkte für die Nominierung für höhere nationale und internationale Aufgaben gibt. Nach der durch Verletzungen und Krankheiten geplagten Vorbereitung im Winter waren besonders die im Herbst 2014 bereits für die "Baltic Cup"-Nationalmannschaft der Junioren nominierten Carolin Doerfler und Christopher Reinhardt ein wenig unter Zugzwang. Die größte Überraschung gelang Christopher Reinhardt. Wegen einer akuten Grippe war er aus dem Ostertrainingslager des NRW-Teams der A-Junioren abgereist und verpasste somit die Vorbereitung auf die Rangliste im Zweier ohne Steuermann. Zudem wechselte er kurzfristig in der vergangenen Woche den Trainingspartner, da sein bisheriger Partner aus Dortmund noch verletzungsbedingten Trainingsrückstand hat. Mit gut 50 Trainingskilometern auf der Uhr ging er nun mit Lukas Geller (Krefeld) an den Start. Unbekümmert fuhren beide als schnellstes NRW-Boot ins Halbfinale. Dort machten ihnen Wellen und Wind allerdings das Leben schwer und trotz furiosem Endspurt reicht es am Ende nicht für das A-Finale der besten sechs Boote. Das B-Finale am Sonntag gewannen Geller/Reinhardt dann jedoch souverän. Dennoch haben sich beide eine sehr gute Ausgangslage für die weitere Saison geschaffen. Den Platz im NRW-Achter und eine gute Chance auf eine starke Mannschaft im Vierer ohne Steuermann haben beide sicher. Schmelzer: "Das war stark und gibt beiden verlorenes Selbstvertrauen zurück". Priorität haben allerdings zunächst die Abiturprüfungen in der nächsten Woche. Ebenfalls im Abiturstress ist Carolin Doerfler. Nach einem Bänderriss im Januar kämpft sie sich langsam wieder zurück zur Bestform. Die ambitionierte 18-jährige Schülerin des St. Ursula Gymnasiums rudert erst seit knapp zwei Jahren und hatte durch starke Leistungen im letzten Jahr auf sich aufmerksam gemacht. Am Wochenende startete sie mit Franziska Steinweg im Zweier ohne Steuerfrau. Da auch hier bei beiden nach dem Ostertrainingslager krankheitsbedingt nur eingeschränktes Training möglich war, waren die Erwartungen ohnehin nicht besonders hoch. Nach zwei Rennen über 2.000 m endete das Regattawochenende im C-Finale, wo beide den vierten Platz belegten. "Der Trainingsrückstand war beiden deutlich anzumerken. Ebenso die Anspannung wegen des Abiturs. Mit einer Platzierung unter den ersten 18 Booten haben wir das Minimalziel erreicht. Darauf können wir nun aufbauen", so Schmelzer über die Leistungen des Juniorinnen-Zweiers. Für die anstehende Regatta in München Anfang Mai haben beide ihre Plätze in den Großbooten des NRW Teams sicher. Der Blick richtet sich nun primär auf den Zweier. Hier stehen beide Ende Mai bei der Regatta Köln im Blickpunkt. Zusammen mit Tim Bauerle (Dortmund) war Malte Tewes am Start. Der 17-jährige ist soeben erst in die Altersklasse der A-Junioren aufgestiegen und sollte mit seinem Trainingspartner Erfahrung im Zweier ohne Steuermann sammeln. Wie bereits bei den vorhergegangenen Regatten lag der Schwerpunkt auf der Entwicklung. Zwar erreichten beide nur die Läufe um die Plätze 37-42, mit Platz zwei in ihrem Lauf gelang aber ein Achtungserfolg. "Zeitmäßig waren die beiden gut unterwegs und das Boot wird auch immer konstanter im Rennen. Wir arbeiten weiter daran und blicken nach vorne", so Schmelzer zu den Leistungen des jüngsten Dorstener Starters. Für die Dorstener Ruderer geht es jetzt Schlag auf Schlag weiter. Die B-Junioren starten am kommenden Wochenende bei der Regatta Münster, am zweiten Maiwochenende steht für die A-Junioren die Regatta in München an, für die B-Junioren die Regatta in Bremen. Die U23 und A-Kadersportler richten ihren Blick auf die Mitte Mai stattfindende internationale Regatta in Essen. |