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Ruderverein Dorsten e.V.


Ein Tag in Brandenburg - der etwas andere Regattabericht - 27.06.2011

Aus einer mir sonst ungewohnten Sichtweise durfte ich am gestrigen Finaltag einen der wohl emotionalsten und schönsten Tage meiner bisherigen Trainertätigkeit in unserem Verein erleben: Als Regattatourist!

Dass das vergangene Wochenende für unseren Verein ein ganz besonderes werden könnte, das zeichnete sich bereits im Vorfeld ab. Mit Tim Knifka, Lukas Müller, Charlotte Reinhardt, Benedikt Müller, Niklas Heier und Liv Hamann nahmen gleich sechs Ruderer an den nationalen Jugendmeisterschaften der U23, U19 und U17 in Brandenburg an der Havel teil. Mit unserem Exil-Dorstener Timo Piontek kam sogar ein weiterer hinzu.

Da der laufende Trainingsbetrieb nicht gleich ein ganzes Wochenende ruhen sollte, entschied ich mich ungeachtet der Strapazen und den zu erwartenden Verkehrsbehinderungen, erst Sonntags zu den Finalläufen der U17 und U19 anzureisen. Von meinen Erlebnissen dort möchte ich Euch in den folgenden - nicht immer ernst gemeinten - Zeilen berichten:

Bereits am Samstag legte Timo Piontek, nun für den Koblenzer RV Rhenania rudernd, vor und gewann Gold im Doppelzweier und Doppelvierer. Sein Zweierpartner aus Kindertagen, Tim Knifka, wurde in einem U23 Achter des Leistungszentrums Dortmund guter Fünfter.

Sonntagmorgen, 04:00 Uhr. Erwartungsvoll machte sich die kleine Kirchhellener Reisegruppe auf den Weg ins 470 Kilometer entfernte Brandenburg auf. Dauer(niesel)regen und Nebelschwaden im Weserbergland konnten die beiden Touristen aus Kirchhellen nicht aufhalten und so wurde der aus dem Trainingslager im April bekannte Beetzsee nach knapp vier Stunden erreicht. Mit Schirm und dickem Pullover ausgerüstet, wurde dann die große Zuschauertribüne bezogen. Erwähnenswert ist die im Wasser errichtete Videoleinwand, auf dem das Rennspektakel jederzeit verfolgt werden kann. Und spektakulär wurde es.

Bereits vor dem Rennen im Junioren B Vierer "mit" machte Benedikt Müller einen ungewohnt angespannten Eindruck. Mutter Martina wünschte sich endlich einmal eine Medaille für ihren jüngsten Sohn. Den Start verfolgten die mitgereisten Dorstener noch auf ihren Plätzen. Der Vierer aus Herdecke, Waltrop, Dortmund und Dorsten führte nach den ersten 500 Metern. Nachdem die Führung nach 1000 m immer noch Bestand hatte, kam in dem ruhigen Regattatouristen der Trainer durch. Zusammen mit dem ebenso überraschten Trainerkollegen Uli Wyrwoll ging es an die Strecke, wo die Kollegen aus dem Stützpunkt schon warteten. Die letzten 500 m wurden so ganz aus der Nähe betrachtet - und der Vierer führte immer noch. Und dann - die Zielhupe. Erster, Gold, unglaublich!

Eine Stunde später. Wieder Müller, diesmal aber Lukas. Souverän, trotz leichter Erkältung, gewann er mit seinen Partnern aus Dortmund, Rauxel und Herdecke den Vierer "ohne" der A-Junioren. Hier war Gold absehbar, doch auch dieses Rennen musste erst noch gewonnen werden. Damit war sicher: Lukas fährt im Vierer zur WM, seinem Wunschboot -

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die erfolgreiche Vierer-Mannschaft um Schlagmann Lukas Müller (Foto vom Training)

Bis Nachmittags war dann erst einmal Zeit, dass erlebte zu verdauen. Der Regattatourist war wieder im Element, mittendrin, statt nur dabei.

Am Nachmittag, mittlerweile hatten sich die letzten Regenwolken verzogen, wurde es warm. Und auf dem Wasser ging es weiter. B-Finale im Doppelvierer der B-Junioren: Für Niklas Heier war es überhaupt schon eine tolle Erfahrung, dabei gewesen zu sein. Zu Beginn des Jahres sah es danach nicht aus. In Ruhe sollte er aufgebaut werden, aber im Trainingslager nutze er seine Chance und profitierte von einem verletzungsbedingten Ausfall. Einer sollte er fahren, er rutschte in den Vierer und "blieb sitzen". Eine Erfahrung, die Niklas in der nächsten Saison bestimmt nicht schaden wird. Daher nahm er den 6. Platz im B-Finale auch recht locker.

Bei den Regattatouristen machte sich indes Müdigkeit breit. Es dauerte, bis die Achter auf das Wasser gingen. Sie bildeten den Abschluss - zunächst die B-Junioren. Mit an Bord war Benedikt Müller. Ohne große Vorbereitung, mal so gucken, ob da was Richtung Medaille geht, das war der Plan, den Stützpunkttrainer Frank Flörke verfolgte. Die Richtung stimmte zwar, trotzdem reichte es "nur" für Platz vier.

Bei den A-Juniorinnen verstärkte Charlotte" Charly" Reinhardt den Achter des NRW-Teams. Erst im April aus Neuseeland zurückgekehrt, mit starken Argumenten auf dem Ergo und der Hoffnung, doch noch zur Junioren-WM in Eton nominiert zu werden, wollte Charlotte in Brandenburg Achtergold. Ehrgeizig, lag der Achter in München und Hamburg noch deutlich hinter dem Boot aus dem Nordosten. Am Ende fehlten knapp anderthalb Sekunden. Silber, toll, Dorstens dritte Medaille, trotzdem ein wenig ärgerlich. Gold war doch so nah -

Mit gleich zwei Achtern startete das Team NRW dann bei den männlichen A-Junioren. Auf Schlag im ersten Achter, Lukas Müller, extra für ihn auf Steuerbordschlag umgebaut. Auch hier das Ziel: Eine Medaille, egal welche. Zu wechselhaft waren die Auftritte des NRW-Paradeboots im Verlauf der Saison. Bei 1500 m nur 0,16 Sekunden Rückstand, die Hoffnung auf Gold ? Am Ende wurde es die erhoffte Medaille, in silberner Form. Für den Verein die vierte des Tages, für Dorstener Sportler die sechste des Wochenendes - absoluter Wahnsinn!

Am Ende des Tages hatten Touristen, Aktive, Trainer und Familien die größte Strapaze vor sich: RÜCKFAHRT. Hier am schnellsten im Ziel: Martina Müller mit Tochter Sarah, vor Trainertouri Sebastian mit Freundin. Ob Familie Reinhardt noch vor Trainer Wyrwoll ins Ziel kam, ist dem Verfasser unbekannt - gegen 24:00 Uhr endete die Übertragung mit Filmriss.

Abschließend bleibt mir für die beteiligten Aktiven nur eines zu sagen: Die Saison 2011 wird für den Ruderverein Dorsten das erfolgreichste Jahr der jüngeren Vereinsgeschichte. Jeder von Euch weiß, wie wir unsere Reise vor 5 Jahren begonnen haben. Stetig verbessern sich Trainingsbedingungen, Trainingsinhalte, Aktive, Trainer und das Umfeld. Ich bin stolz, bei dieser Reise mit am Ruder zu stehen. Und auch wenn der eine oder andere vielleicht noch ein wenig enttäuscht ist, könnt ihr auch stolz auf Euch sein. Dafür ein ganz großes DANKESCHÖN. Danke auch an die Eltern und Familien, an die Trainerkollegen, an die zahlreichen Ruderer des LSPD, die Landestrainer und und und -

Sebastian Schmelzer

Presse-Echo : WAZ 27.06.2011 : Müllers holen zwei Titel