Keine Autostunde entfernt vor unserer Haustür sollte diesmal das WRT in Kleve stattfinden. Dennoch waren aus Dorsten - wieder mal - nur Sabine, Martin und ich mit von der Partie. Ja, unser Kanal ist recht begrünt und ansehnlich, aber woanders ist es auch schön, oft schöner.
Zwei kleine blau-rote (Zirkus-)Festzelte auf einem schmucklosen Schotterplatz nahe des Bahnhofs dienten als Treff der Ruderer - weitab von Bootshaus, Wasser oder grünen Wiesen. Das sah nicht so einladend wie erwartet aus. Aber sich treffende Wanderruderer sind genügsam und gehen nur für's Shopping an den Ständen der anwesenden Ruderausstatter, für den Bierwagen oder "Black Magic" (so der phantasievolle Verleiher-Name des beigestellten sauberen Toilettenwagen) vor die Tür. So konnten wir - nach Bezug unserer Quartiere - mit Antje, Ille, Rudi und Ralf ein paar Mitstreiter unserer Wanderfahrt in Lübeck begrüßen.
Bei der Anmeldung gab es gleich etwas Bordverpflegung für die Rudertour, und das in einem wasserdichten Ortlieb-Krempelsack. Nicht zum Essen war der spezielle Maulschlüssel 10/13 gedacht, unverzichtbares Utensil zum Riggern auf Wanderfahrten. Über diese wirklich praktischen Gaben haben wir uns sehr gefreut.
Am nächsten Morgen hieß es wie üblich beim WRT mit den Hühnern aufstehen. Die Luma-Schläfer unter uns bekamen ein Frühstück im Festzelt, von wo es mit sieben großen Bussen bis oberhalb von Rees zum Startplatz der Tagestour gehen sollte. Mit großen Startnummern versehen, aber im Gelände gut gemischt warteten etliche Vierer und wenige Kirchboote auf die Rudererschar. Sabine kam mit einer reinen Frauenmannschaft in einen Seegig-Vierer, das einzige Riemenboot im Feld der rund 50 Boote. Martin und ich durften in Vierern des Ruderclub Borussia Rheinhausen platznehmen. Vorne und hinten gedeckt sollten diese stabilen Rhein-tauglichen Boote den Wellen erfolgreich trotzen.
Die Sonne zeigt sich |
Obmann Carsten aus Rheinhausen |
Ruder-Armada auf dem Rhein |
Kalkar - Vergnügungspark statt Atomstrom |
Ein Passagierschiff überholt Ralf's Vierer |
Blick auf Emmerich |
Und davon - Wellen - gab es reichlich. Insbesondere die rheinaufwärts fahrenden Schubverbände hinterließen dramatische Heckwellen, die jedes unserer in Dorsten genutzten Boote auf den ersten tausend Metern versenkt hätten. Nicht selten hob der Bug hoch ab, um dann laut klatschend einen Meter tiefer ins Wellental zu fallen. Auch wenn es keinen in unseren Mannschaften betraf, kann man davon durchaus seekrank werden. Mit gelegentlichen kleineren Wasserübernahmen - in meinem Vierer hatten wir so etwa 10 bis 15 Liter gesammelt - nahmen wir das eher gelassen und mit Spaß an der Sache hin. Unangenehm wurde es nur einmal, als es galt, den Rhein hinter Emmerich zu queren, was zwischen den ständig passierenden Schubschiffen eine erstzunehmende Herausforderung war.
Ein Vierer aus Witten |
Der Vierer vor Emmerich... |
...scheint auf Tauchfahrt zu gehen |
Im Altrhein war es dann sowas von ruhig - keine Welle, Schiebewind, man konnte endlich die Technik spielen lassen. Ein paar Kilometer noch, dann sollte es an Land gehen. Eigentlich sollte die Pause auf niederländischer Seite an einem Badestrand stattfinden, nur hatten die zuständigen Behörden die vor Monaten angefragte und erteilte Genehmigung am Vorabend ohne nähere Angabe von Gründen widerrufen - echt toll :-( Die Ruderfreunde des veranstaltenden Clever Ruderclub hatten praktisch über Nacht improvisieren und auch den deutschen Amtsschimmel wecken müssen, um uns den Landgang an und neben einer Fährstelle zu ermöglichen - und sie haben es hinbekommen! Neben einer saftigen grünen Wiese gab es eine hervorragende Gulaschsuppe und ein nicht minder gutes Kuchenbuffet zur Stärkung.
Eine Schleuse galt es nun zu passieren, hinein in den Sproykanal Richtung Kleve. Etwa 15 Boote konnten gleichzeitig schleusen, so dass die Boote in Kleve in Schüben ankamen und in der Innenstadt über eine kleine Mauer hinweg aus dem Wasser gehoben und per Bootswagen zu einer nahegelegenen Wiese gefahren werden konnten, wo die Bootshänger zur Verladung warteten.
Abends hatten wir noch einigen Spaß in den Festzelten und durften helfen, ein üppiges leckeres Buffet zu plündern. Sabine und ich traten unmittelbar die kurze Heimreise an - im eigenen Bett schläft es sich doch besser. Wir haben eine tolle Rudertour erlebt und danken den Ruderern in Kleve für die gelungene Organisation. Im nächsten Jahr geht es beim WRT wieder auf den Rhein, und zwar nach Bingen. Eine wirklich schöne Ecke des großen Stroms, da sind wir gerne wieder mit dabei.
Hartmut Thordsen