Was für ein aufregender Tag... Sollte es an der frischen Erinnerung an diesen Tag liegen, dass niemand ihn (be)schreiben wollte? Ja, es war was los an diesem Dienstag und dem Chronisten fällt es nicht leicht, dies ohne allzu große Ausschweifungen in Worte zu fassen.
So vertrackt wie der letzte Tag endete, fing der neue an. Waren es gestern die Boote, die sich verfuhren, so schafften wir es diesmal mit der Bahn im Anflug auf Baflo und fuhren prompt mit der erstbesten Bahn in eine abzweigende Richtung. Irgendwo wieder zurück und umgestiegen hielt sich der Verzug dann aber doch in Grenzen und am Bahnhof in Baflo wurden noch letzte "Besorgungen" erledigt - Frühstückskaffee verklappen und Souvenirsöckchen für empfindliche Rudererhände kaufen (als "Überzieher" für die Gummigriffe der Skulls).
Aufbruch am Hotel |
auf Irrfahrt in der Bahn schaffen... |
...wir es irgendwie nach Baflo |
Derweil hatte Martin per PkW über Land noch Umwege gemacht, u.a. ein hochprozentiges Dankeschön für den Besitzer der Gärtnerei besorgt, der uns so freundlich wie unkompliziert die Boote bei sich nächtigen ließ. In Baflo kamen ihm dann irgendwann Zweifel, wo denn bloß die Ruderer geblieben seien.
Bootslager in der Gärtnerei |
Gunnel hält ihr Schiff |
Hartmut auf Schlag |
Einmal versammelt ging es dann aber doch los. Das Wetter war leidlich durchwachsen. Hatte ich in meinem Boot wohl auch den kurzen Starkregen bemerkt, der die Tropfen aus der Wasseroberfläche wieder hochschnellen ließ, so wusste die Mannschaft eines anderen Bootes später gar von Hagelschlag zu berichten, was bei ein paar hundert Metern Abstand schon mal unterschiedlich bemerkt wird - eben Aprilwetter mitten im Mai.
Helga am Steuer und... |
...Anita und Claus im Vorschiff |
Boote im Platzregen |
In Garnwerd legten wir für die Mittagsrast an schmalen Bootsstegen vor einem Lokal an. Für jeden Vierer eine eigene Planke von etwa einem halben Meter Breite in eben dieser Höhe über dem Wasser - für Ruderboote nicht so toll. Während ich - gerade ausgestiegen - schon mit der Balance kämpfte, ertönte hinter mir ein kurzer Schrei vertrauter Stimme gefolgt von einem ebenso vernehmlichen Platscher. Sabine hatte Rüdiger aus dem Boot helfen wollen, dieser rutschte aber auf den Exkrementen einer nicht mehr anwesenden gemeinen westfriesischen Deichente aus und verlor das Gleichgewicht. Letztendlich hatte Rüdiger sich schmerzhaft das Bein geprellt und Sabine lag im Wasser. Ohne Grund unter den Füßen und nur mit gemeinsamen kräftigen Händen konnte Sabine aus dem kalten trüben Wasser gefischt werden, so dass ihr die unter diesen Umständen spektakuläre Rettung noch einige blaue Flecken bescherte. Hier und da eine Leiter an den Stegen wär hilfreich gewesen, so etwas könnte auch schlimmer enden...
Glück im Unglück: im Restaurant, wo wir ungeachtet unseres mehr oder minder nassen Outfits auf das Herzlichste aufgenommen wurden, konnte Sabine gleich heiß duschen und sich umziehen. Auch durften wir eine Ladung mit den am ärgsten vom Regen und Kanalwasser betroffenen Kleidungsstücken in einen Wäschetrockner packen.
nasser Einzug ins Lokal |
Sabine - erst gebadet, nun geduscht |
die Boote an den schmalen Stegen |
Jochen und Rüdiger nehmen Abschied |
alle sind nun sehr vorsichtig |
auch Sabine wagt sich wieder |
Was zu Futtern und heiße Getränke erledigten dann den Rest und hätte Rüdiger sich nicht so wehgetan, wär alles halb so wild gewesen. Unser begleitender "Schiffsarzt" Claus sah sich das gründlich an, aber Rüdiger konnte nicht mehr weiterrudern und wurde vom Landdienst ins Hotel begleitet. Planmäßig war dagegen der Abschied von Jochen S., der sich mit Martins Auto auf die Heimreise zum anschließenden Italienurlaub begab.
Die zweite Hälfte nach Groningen rein verlief jedenfalls trocken und auch etwas sonnig ohne weitere Zwischenfälle. An den Ufern bot sich genügend Abwechslung für's Auge und manch schöne Ansicht von Groningen. Martin hatte auch für jedes Boot ein Fläschchen zur Stärkung besorgt und spätestens jetzt auf dem Steg am Ziel der Etappe wurden hiervon die letzten Reserven feierlich vernichtet.
Einmal mehr durch die Stadt spaziert und geduscht versammelten wir uns zum Abendessen erstmals im Eetcafé unserer Herberge, wo wir recht gut bekocht wurden - ein leckeres Schnitzel machte heute den Auftakt. Noch ein Bierchen draufgespült war die Grundlage für einen erholsamen Schlaf gelegt.
Hartmut