Ruderverein Dorsten e.V.


Medaillenregen am Fühlinger See - Deutsche Meisterschaften U17/U19/U23 in Köln - 30.06.2015

Die Kulisse auf dem Fühlinger See in Köln konnte nicht besser sein. 650 Meldungen in über 300 Entscheidungen. Aus 1290 gemeldeten Sportlern sollten am vergangenen Wochenende die Deutschen Jahrgangsmeister U17/U19 und U23 ermittelt werden. Bereits am Donnerstag und Freitag wurden in Vorläufen und Bahnverteilungsrennen die ersten Entscheidungen über die Besetzung der Finalläufe entschieden. Aus Dorsten waren 8 Ruderer in allen drei Altersklassen aktiv.

U17

Mit Aaron Kiersch und Hendrik Winkel schickte der Ruderverein Dorsten gleich zwei B-Junioren ins Rennen. Aaron startete mit der Renngemeinschaft Herdecke/Dorsten/Waltrop im Vierer mit Steuermann. Über die Saison hatte es lange überhaupt nicht nach einer möglichen Finalplatzierung ausgesehen, zu groß war der Rückstand auf die Spitzenboote gewesen. Doch seit dem dritten Platz bei der Hamburger Juniorenregatta machte das Boot von Bootstrainer Guido Kutscher (Herdecke) eine große Entwicklung. Der Vorlauf am Donnerstag wurde knapp gewonnen, so dass die Mannschaft sofort für das A-Finale der besten sechs Boote am Sonntag qualifiziert war. Dort konnten Kiersch & Co allerdings nicht an die bestechende Form aus dem Vorlauf anknüpfen, die zeitweise die Hoffnung auf eine Medaille nährte. In der aus Dorstener Sicht ersten Entscheidung am Finalsonntag erreichte die Mannschaft gleich einen starken vierten Platz.

Hendrik Winkel startete im Leichtgewichts-Doppelvierer mit der Renngemeinschaft aus Marl/Dorsten/Witten/Dortmund. Im ersten Trainingsjahr bei den B-Junioren hatte diese Kombination bei den vorherigen Regatten immer wieder mit Tagessiegen auf sich aufmerksam gemacht, trotz der Tatsache, dass alle Ruderer dem jüngeren Jahrgang dieser Altersklasse angehören. Den Vorlauf am Donnerstag meisterte die junge Mannschaft als drittplatziertes Boot, so dass der Hoffnungslauf am Freitag über die Teilnahme am Halbfinale entscheiden musste. Hier reichte Platz zwei zum Weiterkommen. Das Halbfinale am Samstag wurde durch den immer mehr aufkommenden Schiebewind zum Würfelspiel und Favoritensterben. Trotz langer Bord-an-Bord-Kämpfe reichte Platz vier nicht zum A-Finale, dennoch wurde mit der Teilnahme am B-Finale das erklärte Saisonziel erreicht. Denn vor der prall gefüllten Zuschauerkulisse am Sonntag ein Rennen zu bestreiten war der Wunsch der Bootstrainer gewesen. Dort fehlten dann am Sonntagnachtmittag bei Temperaturen um die 28°C regelrecht die "Körner". Platz vier im B-Finale bedeutete Platz 10 in der Gesamtwertung.

"Mit beiden Ergebnissen im U17 Bereich können wir sehr zufrieden sein. Aaron hat Finalluft geschnuppert, Hendrik hat tolle Rennen gezeigt. Er wird im nächsten Jahr eine Rolle in den Medaillenentscheidungen spielen, wenn die Entwicklung so anhält", kommentiert Sebastian Schmelzer (Sportlicher Leiter U17/U19/U23) die Ergebnisse.

U19

Bei den A-Junioren standen am Wochenende die Entscheidungen über die Teilnahme an den Junioren-Weltmeisterschaften in Rio de Janeiro an. Für den Ruderverein Dorsten starteten Carolin Doerfler und Christopher Reinhardt. Beide sind frisch gebackene Abiturienten und spätestens seit der Hamburger Juniorenregatta war klar, dass sich beide Hoffnungen auf eine Nominierung durch Bundestrainerin Brigitte Bielig machen konnten.

Da mehr als sechs Boote in den Rennen gemeldet hatten, musste Christopher Reinhardt sowohl im Vierer, als auch im Achter in die Vorläufe am Donnerstag, überstand diese jedoch ungefährdet und zog mit seinen Mannschaften direkt in die Finalrennen am Sonntag ein. Der erste Showdown erfolgte um kurz nach elf Uhr. Der Vierer ohne Steuermann mit Lukas Föbinger (Witten), Johannes Rentz (Dortmund), Lukas Geller (Krefeld) und Christopher Reinhardt ging als ungeschlagener Favorit in dieses Rennen. Etliche potentielle Gegner hatten im Vierer mit Steuermann gemeldet, da sie sich dort eher eine Chance auf eine WM Nominierung errechneten, zu groß war der Abstand auf den Ruhrpott-Vierer von Bootstrainer Flörke (Dortmund). Direkt vom Start weg zeigten die Favoriten, dass sie ihrer Rolle gerecht wurden und siegten deutlich vor dem Hamburger Boot - die erste Goldmedaille bei den Junioren für den Ruderverein Dorsten seit 2011. Damals siegte Lukas Müller, ebenfalls mit Dortmund, ebenfalls im Vierer ohne - Und später wurde er in diesem Boot Juniorenweltmeister. Diese Chance erhält nun Christopher Reinhardt. Auch er ist als Deutscher Meister im Vierer ohne Steuermann gesetzt und startet im August bei den Juniorenweltmeisterschaften in Rio de Janeiro.

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Christopher Reinhardt (rechts) und sein Team bei der Siegerehrung

Hoffnungen auf die Nominierung machte sich auch Carolin Doerfler. Erkrankungen und Verletzungen hatten die 18-jährige im Winter gut zwei Monate Trainingszeit gekostet, eine schwere Bürde. Zudem hatte sie das Abitur vor der Brust. Ungewohnter Druck kam auf, den die 1,80 m große Athletin nach und nach abwarf. Platz 16 beim Frühtest in Brandenburg im April machte noch wenig Hoffnung. Doch nach dem bestandenen Abitur ging es Schritt für Schritt bergauf. Carolin intensivierte ihr Training mit ihrer Waltroper Zweierpartnerin, Franziska Steinweg, und verbesserte sich bei der Juniorenrangliste in Hamburg auf Platz 10. Die Grundlage für eine mögliche WM Nominierung war gelegt. Doch hierzu musste noch eine Medaille auf den Deutschen Meisterschaften her. Entweder im Vierer ohne Steuerfrau oder im NRW Verbandsachter - oder besser noch gleich in beiden Bootsklassen. Im Vierer mit Fabienne Klung (Kettwig), Franziska Ott (Essen) und Franziska Steinweg (Waltrop) stand eine schwere Aufgabe bevor. Gegen die Boote aus dem Nordost Team war an diesem Wochenende kein Kraut gewachsen, Gold und Silber waren vergeben. Somit kam es gegen das zweite NRW Team der Renngemeinschaft Köln/Dortmund zum finalen Kampf um die Bronzemedaille. Bug an Bug ging es über die ersten 1500 m. Dann kam der Crew um Carolin der physische Vorteil zu Gute. Mit beherzten Schlägen setzte sich das Boot Schlag um Schlag ab und sicherte den Medaillenrang. Riesenjubel im Ziel und erste leiste Hoffnungen auf eine WM Chance machten sich breit.

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Carolin Doerfler (oben, 2.v.r. mit den siegreichen Vierer-Teams)

Im Achter der NRW Verbandsauswahl ging es dann um die zweite Medaille für Carolin. Letztendlich gelang es auch hier den Bronzerang gegenüber dem Südteam abzusichern. Dann begann das große Warten, darauf ob Bundestrainerin Bielig die Leistungen von Carolin für ausreichend hielt. Gegen 19:00 Uhr dann endlich die erlösende Nachricht. Auch sie ist nominiert - auch Carolin darf das Trikot mit dem Adler bei den Juniorenweltmeisterschaften tragen. Grenzenloser Jubel bei den Eltern und Erleichterung beim Trainer. "Ich freue mich so dermaßen für beide Sportler. Das ist total irre, dass die beiden gemeinsam nach Rio fliegen. Bei Christopher war es fast erwartungsgemäß, aufgrund der vorherigen Ergebnisse. Bei Caro haben wir bis zuletzt gezittert", sagt Schmelzer zu den Nominerungsentscheidungen. Carolin Doerfler ist nach Bärbel Dierichs im Jahr 1987 die erste Juniorin, die der RV Dorsten zu einer Weltmeisterschaft schickt.

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Carolin Doerfler (2.v.r.)

Eine weitere Silbermedaille steuerte Christopher Reinhardt im NRW Auswahlachter hinzu. Knapp unterlag er mit seiner Mannschaft dem Hamburger Boot, die erst nach einem starken Endspurt ca. 50 Meter vor der Ziellinie am NRW Boot vorbeizogen.

U23

Gleich drei Dorstener waren am Start. Für den Karlsruher RV Wiking startet Cedric Kulbach, der dort studienbedingt seinen Lebensmittelpunkt hat. Unlängst für die U23 Weltmeisterschaften nominiert, die Ende Juli in Plovdiv stattfinden, startete er im Leichtgewichts Doppelzweier und im Leichtgewichts Doppelvierer. Im Doppelzweier hatte er gegen das gesetzte Boot des Deutschen Ruderverbands keine Chance. Im Doppelvierer - der Bootsklasse, in der der 22-jährige Student selbst nominiert ist - ließ Kulbach später nichts anbringen. Mit einem souveränen Start-ZIel-Sieg ruderte die Crew der Goldmedaille entgegen. Ab kommender Woche bereitet sich Cedric in Erlangen auf die U23 Weltmeisterschaften mit einem Trainingslager vor.

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Cedric Kulbach (2.v.l.)

Zu einer Nominierung für die U23 Weltmeisterschaften hat es für Lukas Müller, dem Junioren Weltmeister aus 2011, nicht gereicht. Um 0,8 Sekunden verpasste er bei der Nominierungsregatta in Ratzeburg die Chance im Vierer ohne Steuermann, damals siegte das Frankfurter Boot. Bei den Meisterschaftsrennen am Wochenende wurde zunächst am Freitag ein Bahnverteilungsrennen gestartet. Dieses gewann der Vierer aus Hamburg, vor dem Boot von Schlagmann Müller. Frankfurt deutlich dahinter, doch oft werden diese Rennen rein taktisch gefahren. Im Finallauf am Samstag zeigte sich dann Müllers ganze Klasse. Zusammen mit Richard Bensmann, Max Wagner (beide Münster) und Jannik Schirrmacher (Siegburg) hielten sie das Boot aus Frankfurt auf Distanz. Es gewannen die beiden Vierer, die zusammen den U23 Nationalachter stellen, vor Müllers Boot aus dem Bundesstützpunkt Dortmund. Eine verdiente Bronzemedaille - Frankfurt, das WM Boot des Deutschen Ruderverbands wurde abgeschlagen Vierter.

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Lukas Müller (hinten, 4.v.r.)

Im U23 Achter kam es sogar zum direkten Duell der beiden Müller-Brüder. Lukas sicherte sich Silber, Benedikt Müller erreicht den undankbaren vierten Platz. Dennoch konnte sich auch der jüngere Bruder über eine Medaille freuen. Nach Gold als B-Junior in 2011, Bronze im Achter in 2014, holte er nun die Silbermedaille und komplettierte die Sammlung der drei Medaillenfarben.

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Benedikt Müller (hinten, 2.v.l.)

Am Ende sollten es die bislang erfolgreichsten Deutschen Meisterschaften für den Dorstener Rudersport sein. Zwei Goldmedaillen, vier Silber- und drei Bronzemedaillen sind der verdiente Lohn einer langen Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Zudem kommen die beiden Nominierungen für die U19 WM in Rio, Cedrics Ticket zur U23 WM in Plovdiv und die beiden Teilnahmen an der Royal Henley Regatta in England für die Müller-Brüder und Trainer Sebastian Schmelzer.

Während für die meisten Sportler zunächst erst einmal eine kleine Trainingspause ansteht, geht es für Christopher Reinhardt, Carolin Doerfler und Cedric Kulbach in die unmittelbare Wettkampfvorbereitung für die Weltmeisterschaften. Lukas und Benedikt Müller vertreten die deutschen Ehren bei der in der kommenden Woche stattfindenden Henley Regatta, Charlotte Reinhardt greift in 14 Tagen beim Weltcup in Luzern mit dem Frauenachter wieder an.