Junge Dorstener Ruderer überzeugen beim Weltcup in Frankreich - 23.06.2014
Eigentlich würden sich Charlotte Reinhardt und Jason Osborne in diesen Tagen auf die am kommenden Wochenende stattfindenden Jahrgangsmeisterschaften der U23 in Brandenburg vorbereiten, um sich dort für die U23 Weltmeisterschaften in Varese im Juli zu qualifizieren. Doch derzeit scheint es, als würde die Saison 2014 für beide einen ganz anderen Ausgang nehmen. Am vergangenen Wochenende waren die 20-jährige Medizinstudentin und der 19-jährige Schüler, der in Mainz lebt und trainiert, vom Deutschen Ruderverband für den zweiten FISA World Cup im französischen Aiguebelette nominiert. Auf dem drittgrößten See Frankreichs finden im nächsten Sommer die Weltmeisterschaften statt, zugleich auch die Qualifikationsregatta für die Olympischen Spiele 2016. Dieses Ziel hat der deutsche Frauenachter. Mit an Bord ist seit dieser Saison Charlotte Reinhardt. Erst vor einigen Wochen holte sie mit diesem Boot Bronze bei den Europameisterschaften in Belgrad, jetzt ging es bei Charlottes Weltcup-Premiere gegen die Weltspitze. Mit am Start waren die US-Amerikanerinnen - Weltcupführende, Weltmeisterinnen und amtierende Olympiasiegerinnen. Neben ihnen die Britinnen um Olympiasiegerin Polly Swann verstärkt sowie die Achter aus China, Kanada und eben eine junge deutsche Mannschaft. Erfahrung sammeln und den Abstand zur Spitze verkürzen, gepaart mit spannenden Bord-an-Bord-Kämpfen, das war die Vorgabe von Bundestrainer Thomas Affeldt, der nach Olympia 2012 eine neue, junge Mannschaft aufgebaut hat. 1000 m lang gelang es dem deutschen Boot auch genau diese Vorgabe zu erfüllen. "Die ersten 1.000 Meter sind wir ein gutes Rennen gefahren, auf dem dritten Teilabschnitt konnten wir das Tempo nicht mehr halten", resümierte Bundestrainer Thomas Affeldt. Denn dann setzten sich Großbritannien und China ab und machten den dritten Platz unter sich aus.
Der 5. Platz ist ein Ergebnis, was hoffen lässt, dennoch für gemischte Gefühle sorgt. "Ich bin zum einen total happy, das war ein gutes Rennen von uns. Dennoch ist es schon komisch, wenn du weißt, dass du keine Chance hast, das Rennen zu gewinnen", analysierte Charlotte Reinhardt den Ausgang. Den letzten Test vor den im August in Amsterdam stattfindenden Weltmeisterschaften bestreitet der Frauenachter in drei Wochen beim Weltcupfinale auf dem Rotsee in Luzern. Genau dort werden auch Jason Osborne und sein Trainingspartner Moritz Moos aus Mainz starten. Am vergangenen Wochenende in Aiguebelette gelang den beiden Leichtgewichten im Doppelzweier die große Sensation. DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock hatte sich entschieden, zwei deutsche Doppelzweier zu nominieren. Zum einen das international erfahrene Duo aus Lars Hartig und Konstantin Steinhübel, die bei der EM vor drei Wochen Silber gewannen und deren nationale Herausforderer um das Ticket für die im August stattfindenden Weltmeisterschaften im Amsterdam. Die Ansage vom Verbands-Cheftrainer Schwarzrock war klar: Das Boot, was bei den Weltcups in Aiguebelette und Luzern die Nase vorn hat, wird für die WM nominiert. Für die anderen bleibt der Platz im Doppelvierer - allerdings eine Bootsklasse, die nicht olympisch ist. Die amtierenden U23 Weltmeister Moos/Osborne gingen gut vorbereitet in dieses Regattawochenende. Ein Trainingslager im slowenischen Bled, mit einem Start auf der dortigen internationalen Regatta, sollte für die nötige Wettkampfvorbereitung sorgen. Ein Plan der aufging. Souverän kämpfte sich der junge Doppelzweier durch das mit 31 Booten stark besetzte Feld und gewann den Vorlauf, das Viertelfinale und das Halbfinale souverän. Die Dauerrivalen im anderen deutschen Boot hatten im Halbfinale Probleme und wurden Vierte. Das Aus und somit nur das Finale um die Plätze 7-12.
Osborne und Moos hingegen hatten das A-Finale vor der Brust - und dort gleich internationale Hammergegner. Frankreich, die Weltmeister aus Norwegen, die USA, Österreich und die Niederlande. Doch von Anfang an setzten die beiden jungen Deutschen die favorisierten Franzosen unter Druck. "Wir planten zu dem französischen Boot Kontakt zu halten. Der Plan funktionierte gut", resümierte Bugmann Moritz Moos das Rennen. Denn am Ende reichte es zu Silber, deutlich vor dem amtierenden Weltmeistern aus Norwegen. Somit steht es im verbandsinternen Duell um das WM Ticket 1:0 für Osborne und Moos. Das Rückspiel findet in drei Wochen auf dem Rotsee in Luzern statt. Bis dahin gilt es - Daumen drücken! Sebastian Schmelzer |