An Tagen wie diesen... - Deutsche Jugendmeisterschaften 2012 in Essen - 26.06.2012
Endlich war es soweit, Saisonhöhepunkt für die einen, Pflichtprogramm in der Vorbereitung auf höhere Aufgaben für die anderen, die Deutschen Jugendmeisterschaften 2012 auf dem Baldeneysee in Essen, direkt vor der Haustür sozusagen. Bereits vorab hatte sich unser Erfolgstrainer Uli "Ötte" Wyrwoll weit aus dem Fenster gelehnt: "Dorstens Ruderer holen 5 Medaillen" prophezeite er in der Dorstener Zeitung, eine Ansage, die bei seinem Trainerkollegen Sebastian zunächst für Zähneknirschen sorgte, denn der Auftakt zu den Meisterschaften begann alles andere als gut. Der aussichtsreiche U17 Doppelvierer um Schlagmann Niklas Heier musste umbesetzt werden, nachdem der Dortmunder Hendric Popma erkrankt war und noch viel schlimmer: Der U17 Vierer mit Steuermann konnte daher gar nicht erst starten. Zudem war die Mannschaft um Heier, Wichmann (Witten), Stankovic und Rentz (beide RC Hansa Dortmund) angeschlagen, von Fieber und Grippe geplagt. Keine guten Vorzeichen, die sich leider im Vorlauf am Donnerstag bewahrheiten sollten. Nur Platz 5 - Hoffnungslauf. Ein wenig besser lief es für den U19 Vierer mit Steuermann des Team NRW. Mit an Bord und auf Schlag, Benedikt Müller. Zwei Siege hatte dieses Boot in der Saison in Hamburg und Köln errungen, jedoch stiegen vor den Meisterschaften noch etliche Ruderer aus dem Vierer ohne Steuermann in den Vierer mit Steuermann um, um mit einem Sieg die letzte Chance auf eine Nominierung für die im August in Bulgarien stattfindende U19 WM zu nutzen. Dieser Zug war für Benedikt aufgrund der Kleinbootleistung bereits seit Hamburg abgefahren, jedoch schielte man vorsichtig auf eine gute Platzierung bei der Meisterschaft. Nach Platz 3 im Vorlauf hieß es aber auch zunächst hier: Hoffnungslauf. Und diese fanden am Freitag statt. Das Wetter, windig aber trocken - zwischendurch zumindest. Das Geschehen in den Hoffnungsläufen ist schnell zusammengefasst: Für Niklas reichte es nur zu Platz 4 und somit zum B-Finale am Sonntag. Ein wenig besser lief es für den U19 Vierer, hier reichte es nach Platz 3 für das A-Finale. Glücklicherweise brauchten beide Boote nicht ins Halbfinale am Samstag, an dem sich dann Charlotte Reinhardt und Lukas Müller bei den Finals der U23 austoben konnten. Da sich viele U23 Athleten, darunter auch Charlotte und Lukas, noch auf anstehende internationale Aufgaben vorbereiten, galten die Deutschen Meisterschaften hier eher als willkommene Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen. Als erste musste Charlotte im U23 Vierer ohne Steuerfrau ran, zusammen mit Cathrin Cramer (EWRC) und Lea Kühne und Anna Götz (beide Mainzer RV). Leider meldete hier kein Boot gegen, was die vier jedoch nicht von einem beherzten Rennen gegen die Uhr abhielt. Unter dem Beifall der Zuschauer auf der prallgefüllten Tribüne am Regattahaus, ließen sich Charlotte, Cathrin, Lea und Anna feiern, weniger vielleicht für das eben geruderte Rennen, vielmehr aber sicher für die bisher gezeigten Saisonleistungen. Denn der Deutsche Meister ist eben auch die Deutsche U23 Nationalmannschaft im Vierer ohne Steuerfrau und vertritt Schwarz Rot Gold bei der in drei Wochen stattfindenden WM in Litauen.
Nicht eingeplant und leider auch nicht dabei ist U19 Weltmeister Lukas Müller. Er musste im U23 Achter ran, als Vorbereitung für die nächste Woche stattfindende, altehrwürdige Henley Regatta in England. Traditionell startet der Deutschlandachter bei der seit 1839 auf der Themse stattfindenden Regatta, dieser bereitet sich jedoch zur Zeit auf die Olympischen Spiele vor. Da auch der erste U23 Achter mitten in den WM Vorbereitungen steckt, nominierte Coach Peter Thiede kurzerhand seine Nachwuchsmannschaft und schickte diese in der Henley Besetzung auf die Deutschen Meisterschaften. Beeindruckend hier das Feld aus 5 Achter, für U23 Verhältnisse nicht schlecht. Es siegte Deutschland 1 vor Deutschland 2 (U23 WM Vierer ohne + Zweier ohne + X) vor Team Henley. Noch Fragen? Egal, Lukas Müller landete auf dem Bronzerang. Zusammengefasst ein schönes Rennen und Hauptsache Medaille.
Die gab es auch für unseren Exilruderer Timo Piontek. Zwar lief es im U23 Doppelzweier mit Platz 3 nicht so optimal, versöhnlicher war schlussendlich dann aber der Sieg im U23 Doppelvierer. In der Zusammenfassung des ersten Finaltages ergab sich folgender Stand: Dorsten = 2x Gold + 2x Bronze = 4 Medaillen. Zu Öttes Prognose fehlte also noch eine !!! Die Chance dazu gab es am Sonntag bei den Finals der U17 und U19. Als erstes ran musste Benedikt Müller, mit kleinen Chancen auf eine Medaille. Und der startete im Vierer "mit" wie die Feuerwehr und lag nach den ersten 100 m klar vorne, bis, ja bis der Schiedsrichter die rote Fahne schwenkte, das Rennen abbrach und das Frankfurter Boot wegen zweier Verwarnungen aus dem Rennen ausschloss. Der erneute Start gelang weniger gut und am Ende reichte es letztendlich nur zu Platz 5. Danach war der zweite Exilruderer am Start. Jason Osborne wollte mit Moritz Moos (Mainzer RV) zur U19 WM nach Bulgarien. Doch hierfür musste er gewinnen, vor dem Favoriten aus Mecklenburg-Vorpommern. 2.000 m lang lieferten sich beide Boote ein klasse Rennen, sie dominierten regelrecht die Konkurrenz, bis Jason und Moritz kurz vor Schluss den spurtstarken Gegnern nichts mehr entgegensetzten konnten und diesen den Titel überlassen mussten. Dennoch, mit Silber wurde die 5. Dorstener Medaille gewonnen, die WM Teilnahme jedoch leider wohl verpasst. Dann wechselte das Wetter und von nun an stand Starkregen auf dem Plan. Passend zum B-Finale der U17 Doppelvierers, mit dem Niklas auf das Wasser ging. Hier reichte es am Ende noch zu Platz 2. Der "Ötte" sollte also Recht behalten und so langsam an eine 2. Karriere als Prophet denken. Bevor es im August in die Vorbereitungen zur neuen Saison geht, lassen wir diese Saison am übernächsten Wochenende auf dem Ruhrsprint gemütlich ausklingen. Danach folgt noch der WM Trip nach Litauen und danach die lange ersehnte Sommerpause... ENDLICH !!! Sebastian Schmelzer |